In einem Schlosspark in Bundesland Sachsen waren innerhalb weniger Wochen eine relativ große Anzahl von Berg-Ahornen (Acer pseudoplatanus) abgestorben. Die Bäume zeigten großflächige Rindenabplatzungen mit schwarzer Verfärbung der darunter befindlichen Splintoberfläche.
Da zu vermuten war, dass hierfür eine Krankheit verantwortlich war, wurden Holzproben entnommen.
Die mikroskopische Untersuchung derselben ergab, dass die Ursache der Schädigung auf den Befall durch die Rußrindenkrankheit des Ahorns zurückgeht. Pathologisch verantwortlich ist hierfür ein Pilz mit der wissenschaftlichen Bezeichnung: Cryptostroma corticale (Synonym: Coniosporium corticale).
1. Symptomatik
Der Name der Krankheit geht auf den englischen Begriff „sooty bark disease“ (soot = Ruß) zurück. Nach momentaner Erkenntnis ist von ihr in Mitteleuropa vorwiegend der Berg- Ahorn betroffen. Anfänglich bilden sich Rinden- und Kambiumnekrosen sowie Schleimflussflecken am Stamm. Im Laufe des Spätsommers kommt es dann zu Welkeerscheinungen und zum Absterben der Krone, bis schließlich der gesamte Baum abstirbt. Der Splint absterbender Bäume verfärbt sich grünlich bis bräunlich, später verblasst die Farbe. Man vermutet, dass dies durch das Einwachsen von C. corticale in den Splint ausgelöst wird. Des Weiteren reagiert der Baum mit der Verstopfung wasserleitender Gefäße, wodurch die Blattwelke ausgelöst wird. Der Absterbeprozess kann mit sehr unterschiedlicher Geschwindigkeit verlaufen.
Nach dem Absterben des Baumes erscheint die Rinde im unteren Stammbereich vielfach rissig. Dabei werden die äußeren Borken-schuppen abgesprengt, so dass die unter der Rinde gebildeten Sporenlager des Erregerpilzes freigelegt werden.
Letztere haben das Aussehen einer geschlossenen schwarzen Kruste. Darunter befinden sich große Mengen an trockenem Konidienstaub. Die Verbreitung der Konidien erfolgt, je nach äußeren Bedingungen, durch Wind oder durch Regen. Nach dem Absterben der Wirte zieht in das blankliegende Holz rasch Weißfäule ein.
2. Biologie des Erregers
Die Schädigung geht auf den Pilz Cryptostrome corticale zurück (Crypto = verborgen, stroma = Fruchtschicht, corticale = rindenbürtig)
Als Wirte kommen für ihn verschiedene Ahorn-Arten in Frage.
In Europa beschränkt sich sein Auftreten an Acer pseudoplatanus, in Nordamerika ist er der Hauptwirt. Daneben ist er dort auch an der Hic-kory-Nuss und Linden zu finden. In England ist neben Berg-Ahorn auch gelegentlich der Spitz-Ahorn betroffen.
Cryptostrome corticale kann bereits in der gesunden Rinde des Ahorns als sogenannter Endophyt vorkommen. Als Schwächeparasit wartet er Stressphasen seines Wirtes ab, um dann an ihm wirksam zu werden.
Das Trockenjahr 2003 sowie die Trockenperiode im Jahr 2006 be-deutete für viele Berg-Ahorne eine erhebliche Belastung, so dass sie für den Befall durch C. corticale entsprechend disponiert waren.
Auch Erfahrungen aus England zeigen, dass die Rußrindenkrankheit des Ahorns oftmals nach trockenen und heißen Sommern auftritt.
3. Folgen – auch für Menschen
Die an abgestorbenen Bäumen ermittelten Sporenzahlen liegen zwischen 100 – 170 Mio. pro cm2 Rindenoberfläche.
Die Konidien können beim Einatmen zu erheblichen Gesundheits-schäden führen. Dabei kommt es im menschlichen Organismus zu einer Antikörperreaktion (= allergische Alveolitis), die eine Entzündung der Lungenbläschen bedeutet. Die Krankheitssymptome sind vielfach langwierig und können Monate andauern.
In Nordamerika sind die Symptome bei Waldarbeitern, die Ahornrinde schälen, bereits seit langem bekannt. Bei entsprechenden Fällungs-arbeiten sollten die Arbeiter unbedingt Atemschutzmasken tragen. Auch die Kontamination der Umgebung, in der sich Spaziergänger aufhalten, ist zu vermeiden.
Da nach dem Absterben der Ahorne relativ rasch Weißfäule in deren Holz einzieht, die von C. corticale, aber auch von anderen weißfäule-erregenden Pilzen verursacht sein kann, sind entsprechende Bäume windbruchgefährdet. Sofern solche Bäume in Bereichen stehen, wo Publikumsverkehr stattfindet, ist die Verkehrssicherheit gefährdet.
Aus den genannten Gründen wurden diejenigen Ahorne, welche von der Rußrindenkrankheit befallen waren, umgehend zur Fällung freigegeben.